Nachruf - Gertrude Reum, international geschätzte Bildhauerin, ist im Alter von 88 Jahren verstorben / Beisetzung am 24. August

Kunstszene trauert um ihre Grande Dame

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Die Buchener Künstlerin Gertrude Reum ist am Sonntag im Alter von 88 Jahren verstorben.

© Eirich-Schaab

Buchen. Die international bekannte Bildhauerin Gertrude Reum ist am 16. August im Alter von 88 Jahren verstorben.

Die Arbeiten der zuletzt in Buchen wohnhaften Künstlerin zieren öffentliche Plätze und Gebäude und finden sich in Museen sowie bedeutenden Ausstellungen. Sie hat sich den Ruf als "Grande Dame" des Kunstvereins Neckar-Odenwald über die Jahre hinweg in etwa 100 nationalen und internationalen Ausstellungen erarbeitet. Erst mehrere private Schicksalsschläge in ihren letzten Lebensjahren ließen den Schaffensdrang der renommierten Bildhauerin abklingen.

Ausbildung in Saarbrücken

Bevor der Bekanntheitsgrad von Gertrude Reum durch ihre plastischen Gestalten in Metall internationale Kreise erreichte, widmete sie sich der Malerei. Mit Porträts ihrer Klassenkameraden verdiente sich die 1926 in Saarbrücken geborene Reum ihr erstes Geld. Dort erhielt sie auch ihre künstlerische Ausbildung bei Jacob Schug. 1947 schloss sie ein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach an, wo sie ihren Mann, den Unternehmer Carl Reum, kennenlernte.

Über verschiedene Stilrichtungen, Materialien und Techniken hat Gertrude Reum im Laufe ihres erfüllten Lebens in konsequenter Fortentwicklung experimentierend zu der für sie charakteristischen Formensprache gefunden. In den frühen Aquarell- und Ölbildern ihrer ersten Ehejahre verewigte sie meist Kinder - allen voran ihre eigenen, Petra und Gregor. Während diese frühen Werke der 50er und 60er Jahre noch durchaus realistisch-gegenständliche Motive zeigen, beschritt die gelernte Dekorateurin beim plastischen Arbeiten mit Metall völlig neue Wege: Schließlich kreierte sie in den 80er und 90er Jahren ihren eigenen unverkennbaren Stil. Zu ihrem Markenzeichen wurden runde Formen, das Spiel der Kräfte sowie aufbrechende Strukturen in Zellstoffreliefs.

1997 verlieh sie ihren Werken Dreidimensionalität - es entstanden monumentale Skulpturen, aufwärtsstrebende Chromnickelstahlröhren, von denen heute etliche an prominenten Stellen im öffentlichen Raum zu bewundern sind. "Je älter ich werde, desto größer werden meine Arbeiten", kommentierte sie einmal im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten ihren Hang zu überdimensionalen Skulpturen.

Verdienstmedaille

Für ihre Arbeiten erhielt sie vielfache Anerkennungen: 1984 wurde ihr der Arthur-Grimm-Kunstpreis des Neckar-Odenwald-Kreises verliehen, im folgenden Jahr der Preis des Deutschen-Kupfer-Instituts Berlin. Die Verdienstmedaille der Stadt Buchen nahm sie 2001 als Lohn für ihr äußerst fruchtbares Schaffen entgegen. Des Weiteren wurde sie 2011 zum Ehrenmitglied des Kunstvereins Neckartal Odenwald Kreis ernannt.

Trotz all dieser Erfolge hat sich Gertrude Reum bis zuletzt ihre Bodenständigkeit und natürliche Verwurzelung mit Land und Leuten bewahrt. Ihre warmherzige und verbindliche Art und ihr einnehmendes, freundliches Wesen machten die renommierte Bildhauerin so sympathisch. jma

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